Aufnahme
Woher sie kamen, weiß niemand.
Plötzlich waren sie da, diese Fremden. Traten
ein, als ob ihnen alle Türen offen stünden. Sprachen eine Sprache, die keiner verstand.
Füllten den Raum mit ihrer schieren Anwesenheit. Standen einfach nur beieinander.
Schauten. Staunten. Nahmen begierig alles auf. Nahmen, was sie aufnahmen, mit nach
Hause, in die entlegensten Winkel der Welt.
Die Häuser.
Die Kathedralen.
Die Bibliotheken.
Die Bilder,
die sie sich in der Fremde machten. Und, wie es
der Zufall wollte: auch die der Hintergründe, unbeachtet beobachtet, verschwommen
zwar, aber unverkennbar.
Alles löschen, Erinnerungen, die keine waren.
Kreuzung
Er mühte sich von Wagen zu Wagen, war er doch gezwungen,
sein Bein nachzuziehen. Der mächtige Koffer behinderte ihn. Sperrig, wie er war,
schlug er dumpf an jede Ecke.
Der Weg zu seinem Abteil erschien ihm endlos.
Gang um Gang ließ er hinter sich, gleichgültig war ihm jeder Schritt. Wie
sollte er wissen, ob er nicht vielleicht zu weit gehen würde?
Eine Tür wurde weit aufgerissen. Erschrocken fiel
ihm die Zahl ins Auge, wie im Schlaf nahm er sie wahr als das, was sie war.
Gedankenlos drängte er sich in sein Abteil, fasste
schwer atmend seinen Koffer, wuchtete ihn an dem Mann vorbei hoch oben in das
Gepäcknetz. Ihre Blicke kreuzten sich. Ein Gesicht, dessen Ähnlichkeit ihm entging.
Ein Kopf, der nickte.
Der Mann schob sich
wortlos hinaus auf den Gang, schloss die Tür wie ein Kapitel. Ging.
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