Dienstag, 2. August 2016


Braunau bleibt Braunau


In Österreich wird gerade recht lebhaft darüber diskutiert, was denn nun mit dem, vermutlichen, Geburtshaus des Gröfazkes geschehen soll. „Enteignung“ und „Abriss“ fordern die einen – es soll damit „die dauerhafte Unterbindung der Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus“ gewährleistet werden.

Sehr löblich. Zumal in Österreich. Aber lebensfern. Falls Sie Ihr Herz nicht am rechten Fleck haben sollten: Hand auf eben dieses – welcher hartgesottene Antisemit stellt schon seine Wallfahrt ein, nur weil sein Wallfahrtsort dem Erdboden gleich gemacht wurde?

Auf der anderen Seite stehen die, die den Abriss vehement ablehnen und stattdessen aus dem Geburtshaus ein Museum machen wollen. Etwas von „pädagogischem Wert“. Ein ebenso löblicher Gedanke. Zumal, ich wiederhole mich gerne, in Österreich. Es kann gar nicht genug über den Nationalsozialismus, über Ursachen, Hinter- und Beweggründe, über aktuelle Wiedergänger und Ewiggestrige aufgeklärt werden. Auch wenn’s dem einen oder anderen vielleicht schon aus den Ohren rauskommen mag: macht nichts. Schon Ende der 40er, Anfang der 50er gab’s reichlich Stimmen, die das raunten. Ob sie nun unfähig waren zu trauern oder aber unwillig aus heimlicher Affinität – wer weiß?

Das Geburtshaus bleibt jedenfalls das Geburtshaus. Zumindest für die, um die es hier eigentlich geht. Naiv wer glaubt, ein Museum an gleicher Stelle würde die Pilgerströme der neuen braunen Welle aufhalten oder nur ansatzweise eindämmen können. Da kann man machen, was man will: Es ist völlig schnuppe. Die, die pilgern wollen, pilgern. Ob nun zum Museum. Oder zur Brachfläche. Was schon im Namen – von wegen Schall und Rauch! – des Ortes, an dem sich das unselige Gebäude befindet, begründet scheint: Braunau.

Selbstredend musste das zur Pilgerstätte für erklärte Herrenmenschen verkommen. Aber vielleicht liegt hier ja auch eine kleine, hinterfotzige Chance: Welcher selbsternannte Arier würde denn schon inmitten seiner Spießgesellen damit prahlen wollen, dass er demnächst zu des Führers Geburtshaus aufbrechen werde – nach Lilau, Rosau oder gar Himmelblau?

Lächerlich? Vielleicht. Vielleicht wär’s aber grad deshalb einen Versuch wert...

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