Donnerstag, 21. April 2016


Denk ich an Deutschland in der Nacht,

Dann bin ich um den Schlaf gebracht


Lieber Harry Heine! Da finden sich, durchaus ehrenwert, in deiner liebenswerten Geburtsstadt einige kunstsinnige Herren zusammen, um in deinem Geiste einen Verein, den ‚Heinrich Heine Kreis’ zu gründen, der den „Völkerverständigungsgedanken und auch die internationalen Verbindungen in Kunst, Kultur und Wissenschaft“ fördern soll. Und das alles, ganz selbstverständlich, nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber unter Ausschluss der holden Weiblichkeit.

Wie bitte?

Ein Verein, der Heines Schaffen und Wirken hegen und pflegen will, schließt – ausgerechnet! – die Frauen aus? Dem Mann, der die Frauen liebte, werden die Frauen entzogen? Heinrich Heine, der die emanzipierte Frau so besang wie niemand vor ihm ? Der sich liebend gern mit hochgebildeten Damen umgab, mit Germaine de Stael, George Sand oder Rahel Varnhagen. Alles Frauen, die selbstbestimmt ihr Leben lebten und nicht im bürgerlichen Biedermeier erstarben.

Heinrich Heine, den von Jugend an zeitlebends keiner mehr prägte als die Frauen – seine Mutter Betty ebenso wie seine Jugendliebe Molly oder Cousine Amalie. Der sich, beseelt von einer sehr weltlichen Vorliebe fürs weibliche Geschlecht, als gestandener Mann in einem Pariser Schuhladen Hals über Kopf in eine nach damaligen Maßstäben nicht gerade ehrbare junge Frau verliebte, eine üppige, temperamentvolle Schönheit, halb so alt wie er selbst. Und der ihr bis zu seinem Tod in großer Liebe und lustvoller Zuneigung verbunden blieb.

So sehr, dass sie ihm gerade in seinen melancholischen Stunden, an Deutschland schier verzweifelnd, allein durch ihre bloße Anwesenheit und Erscheinung Trost spenden konnte:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
 / Dann bin ich um den Schlaf gebracht / Ich kann nicht mehr die Augen schließen, / Und meine heißen Thränen fließen.

Die ‚Nachtgedanken’ enden schließlich mit einer zärtlichen Ode an die geliebte Frau, Quell seiner Freude und sinnliche Aufheiterung:

Gottlob! durch meine Fenster bricht
 / Französisch heit’res Tageslicht;
 / Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
 / Und lächelt fort die deutschen Sorgen.


In Zeiten wie diesen ist allein das schon Grund genug, um, will man Heines Angedenken in Ehren halten, niemals niemals niemals auf die Frauen zu verzichten.Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön“. Und wenn man an sie denkt, wird einem wirklich recht „wunderlich zu Muthe“. Wunderlich in jedem Fall. In diesem Fall aber etwas anders, als Heine es gemeint hat.

Geleitet wird besagter ‚Heinrich Heine Kreis’ vom Chef des Theaters an der Kö, Rene Heinersdorff. Der, wie man unschwer erkennen kann, den Ehrentitel ‚Heine’ stolz im Namen trägt: Aus gegebenem Anlass entziehe ich Ihnen nun, werter Herr Heinersdorff, diese Auszeichnung. Auf dass Sie fürderhin im rheinischen Feuilleton unter dem kläglichen Restnamen ‚Rene Rsdorff’ vagabundieren mögen.

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